Agri-Photovoltaik bei KOB

Die vierte Station der grünen Sommertour führte nach Bavendorf, ins Kompetenzzentrum für Obstbau. Dort wurde die interessierte Gruppe von Dr. Mayr stilecht mit der Verkostung einer neuen Apfelsorte und Unterhaltsamem rund um den Apfel und die Arbeit des Kompetenzzentrums empfangen. Hauptthema war aber Agri-Photovoltaik. Nach rund vier Jahren, in denen mit verschiedenen organisatorischen Widrigkeiten, behördlichen Zwängen und den Auswirkungen der weltpolitischen Lage gekämpft werden musste, steht die Anlage nun und ein fünfjähriger Forschungszeitraum, in Zusammenarbeit mit der Uni Hohenheim, dem Frauenhofer Insitut und der Hochschule in Kehl, hat begonnen. Auf ca. einem halben Hektar stehen junge Apfelbäume unter einem starren Photovoltaiksystem, einem Trackersystem, das sich nach dem Sonnenstand ausrichtet, sowie einer Kontrollgruppe unter herkömmlichen Hagelnetzen.
Hier zeigt sich bereits der erste Vorteil, bzw. er zeigt sich nicht, denn die Anlage fügt sich nahtlos in die Sehgewohnheiten der Apfelplantagen unter Hagelnetzen ein, somit bleibt die Kulturlandschaft von dieser Art der Stromgewinnung praktisch unbeeinträchtigt. Durch die Anordnung der Solarzellen auf den Elementen wirkt die Anlage hell und luftig. Sie lässt ähnlich viel Licht an die Bäume wie ein dunkles Hagelnetz. Auch die Insektenwelt wird nicht beeinträchtigt, durch die Konstruktion kann Luft nach oben entweichen und Insekten können ungehindert fliegen. Sogar Singvögel haben die Vorteile der Anlage bereits für sich entdeckt und nutzen die Nistkästen, welche durch die Panels weitestgehend vor Greifvögeln geschützt sind.
Auch im Hinblick auf die sich verändernden Wetterverhältnisse bietet die Anlage spannende Vorteile. So schützen die Panels die Bäume bei extremer Wetterlage, wie wir sie die letzten Tage hatten, vor Sonnenbrand, im Winter vor Schneelast. Neben Hitze ist aber vor allem Wasser das Zukunftsthema. Regen wird seltener und wenn es regnet, gibt es zu viel Wasser auf ein Mal. Dieses Problem löst die Agri-PV ganz nebenbei. Der Regen, welcher nicht auf die Bäume fällt, wird in einer Zisterne gesammelt und kann dann wohldosiert über die trockenen Wochen an die Bäume abgegeben. Das Bewässerungssystem wird selbstverständlich mit dem selbst produzierten Strom betrieben. Mit dem eigenen Strom kann auch der Hackroboter betrieben werden und so Herbizide einsparen. Der Verbrauch an Spritzmitteln reduziert sich automatisch, wenn nichts mehr durch Regen abgewaschen wird.
Tatsächlich ergeben sich durch die Verbindung von Obstbau und Photovoltaik nicht nur Vorteile für die landwirtschaftliche Produktion, sondern auch für die Stromerzeugung. Wer selbst eine PV-Anlage nutzt weiß, dass der Wirkungsgrad mit zunehmenden Temperaturen abnimmt. Hier schaffen die Bäume natürliche Abhilfe, sie kühlen durch Verdunstung. Diesen Effekt kennt man auch aus dem Biergarten, das Sitzen unter Bäumen ist, im Vergleich zum Sonnenschirm, um Welten kühler und angenehmer.
Zum Abschluss weist Dr. Mayer nochmals darauf hin, dass es, damit dieser dreifache Nutzen, Lebensmittelproduktion, Stromerzeugung und verringerter Chemikalieneinsatz, auch wirklich gewährleistet wird, politischen Einsatzes bedarf. Zum einen im Hinblick auf die bürokratischen Hürden, zum anderen aber auch mit Mechanismen, die verhindern, dass findige “Investoren mit drei Alibi-Schafen” Flächenfrass betreiben und damit nicht nur der Landwirtschaft schaden.