Die Tigermücke in Schwaben

Klimawandel macht Körper und Seele krank

Die menschliche Gesundheit und die Gesundheit des Planeten sind unmittelbar miteinander verbunden. Nun bringt der Klimawandel auch neue Krankheiten zu uns. Das Gesundheitssystem muss sich allerdings erst noch darauf einstellen. Die Psychologin Monika Stöhr und der Arzt Dr. Hans Knoblauch, die beide im Zentrum für Psychiatrie arbeiten, lieferten für diese These bei einem Vortrag im Adler in Vogt eindrückliche Beispiele. Eingeladen hatte der Kresiverband der Grünen.

Stöhr und Knoblauch berichteten von ganz praktischen Erfahrungen aus ihrer Kliniktätigkeit, aber auch über die Veränderungen in Deutschland im Allgemeinen. Es siedeln sich neue Tierarten an, die Krankheiten in die Region bringen, die bis jetzt nicht üblich waren. So ist die asiatische Tigermücke mittlerweile in Baden-Württemberg nachgewiesen worden, die West-Nil-Fieber, Dengue-Fieber, Chinkungunya-Fieber und Zika übertragen kann. Schon vor drei Jahren sind die ersten Fälle von Infektion in Deutschland aufgetreten bei Menschen, die nicht direkt von einer Fernreise zurückkehrten, sondern sich in der Heimat angesteckt haben.

Viele hätten diesen Sommer gespürt, wie belastend Hitze sein kann. Da Hitzewellen vermehrt auftreten werden, müsse auch das Gesundheitssystem darauf reagieren. Bei Hitze müssten Medikamente anders dosiert werden, da sich durch Dehydrierung der Medikamentenspiegel im Blut verändere. So sollten beispielsweise Schmerzpflaster anders dosiert werden, da die Haut bei Hitze die Wirkstoffe anders aufnimmt. „Hitzepläne, die in anderen europäischen Ländern weit verbreitet sind, fehlen in Deutschland noch häufig. Diese sollten dringend flächendeckend erstellt werden“, so die beiden Expert*innen. Hitze kann auch aggressiv machen. Das haben beide an Psychiatriepatient*innen beobachten können.

Auch ganz neue psychische Erkrankungen treten mit dem Klimawandel auf. Solastalgie werde das schmerzliche Vermissen der Heimat, wie sie nie wieder sein wird, genannt. Auch auf die Psyche von Jugendlichen wirke sich der Klimawandel aus. Manche Jugendliche reagierten mit Depression, Angststörungen oder Aggression auf die ungewisse Zukunft aufgrund des Klimawandels. Deshalb gibt es mittlerweile Klimasprechstunde an der Psychiatrischen Institutsambulanz in Wangen und einen Videoblog auf der Facebook-Seite des Zentrums für Psychiatrie.

Die Psychologin und der Mediziner schlossen ihren Vortrag mit dem dringlichen Appell: „Wir brauchen eine gesamtheitliche Perspektive mit Berücksichtigung der Wechselwirkungen verschiedener Krisen. Die menschliche Gesundheit ist untrennbar verbunden mit der des Planeten. Planetary Health ist ein politischer Auftrag!“