Auf Einladung des Kreisverbands Ravensburg von Bündnis 90/Die Grünen besuchte Cindy Holmberg, wohnungspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, am 23. Oktober die Stadt Ravensburg. Im Zentrum des Besuchs standen innovative Wohnformen, kommunale Herausforderungen beim Wohnungsbau sowie politische Instrumente für ein bezahlbares, nachhaltiges und generationengerechtes Wohnen.
Begleitet wurde Cindy Holmberg den gesamten Tag über von Anna Wiech, der Landtagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Ravensburg.
Gemeinschaftliches Wohnen stärken – mit dem Verein Weiter.Wohnen e.V. im Gespräch
Zum Auftakt stand ein Austausch mit dem Team von Weiter.Wohnen e. V. auf dem Programm. Der Verein engagiert sich in der Region für gemeinschaftliche, inklusive und zukunftsfähige Wohnprojekte. Martina Lehn, Vorständin des Vereins, machte deutlich, dass gemeinschaftlich orientierte Wohnformen häufig mit strukturellen Hürden zu kämpfen haben – insbesondere in Bezug auf die Finanzierung gemeinschaftlich genutzter Flächen.
„Gerade dort, wo Begegnungsräume entstehen, die das soziale Miteinander stärken, fehlt es bislang an gezielter Förderung“, so Lehn. Cindy Holmberg betonte in der Diskussion: „Diese innovativen Wohnformen leisten einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Flächeneffizienz, für kurze Wege und lebendige Nachbarschaften. Wir müssen diese Modelle systematisch stärken – durch eine bessere Verzahnung von Wohnungsbauförderung, Städtebauförderung und Programmen für soziale Infrastruktur. Mit Programmen zur Quartiersentwicklung sowie z. B. Junges Wohnen eröffnen wir jungen Menschen und Studierenden bezahlbare Räume – das gilt es auszubauen.“
Zehn Jahre Projektentwicklung – Quartier Lumper Höhe
Anschließend führte Ingo Traub, Projektleiter der Lumper Höhe, durch das im Entstehen begriffene Quartier im Norden der Stadt. Der Rundgang machte die besonderen Herausforderungen der Projektentwicklung deutlich: Gestörte Lieferketten während der Pandemie, die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie anhaltende Preissteigerungen haben zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen und finanziellen Mehrbelastungen geführt.
Trotz aller Widrigkeiten entsteht ein Wohnquartier mit hoher baulicher und energetischer Qualität. „Wir bauen hier nicht für den Moment, sondern für die nächsten Jahrzehnte“, so Traub. Ziel sei es, ein nachhaltiges, lebendiges und zukunftsfähiges Quartier zu schaffen, das auch in 10 oder 15 Jahren noch überzeugt.
Cindy Holmberg ergänzte: „Die Lumper Höhe zeigt, wie anspruchsvoll, aber auch wie wichtig nachhaltige Quartiersentwicklung ist. Gerade hier zeigt sich: Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen, die Kommunen und Projektträgern Planungssicherheit geben – bei Förderungen, bei Bauordnungsrecht und beim Einsatz klimafreundlicher Baustoffe wie Holz. Mit der Reform der Landesbauordnung und Programmen wie der Holzbauoffensive haben wir in Baden-Württemberg bereits wichtige Grundlagen gelegt – jetzt gilt es, diese konsequent zu nutzen.“

Abendveranstaltung: Bauen und Wohnen – sozial, bezahlbar, machbar
In den neu errichteten Gemeinschaftsräumen der Lumper Höhe fand am Abend eine öffentliche Diskussionsveranstaltung zum Thema „Wie kann Bauen und Wohnen zukünftig bezahlbar bleiben?“ statt. Im Mittelpunkt standen dabei unter anderem die Reform der Landesbauordnung (LBO), die neue Freiräume für flexible, kostensparende Planungen eröffnet, sowie neue Fördermodelle, etwa für betriebliche Mitarbeiterwohnungen.
Anna Wiech, Fraktionsvorsitzende der Grünen Gemeinderatsfraktion in Ravensburg, brachte die Bedeutung des Themas auf den Punkt: „Wohnen ist die soziale Frage unserer Zeit. Wer heute kommunale Wohnpolitik gestaltet, gestaltet Teilhabe, Integration und Zukunftsperspektiven.“
Auch die zunehmende Wohnfläche pro Kopf wurde kritisch beleuchtet. Es brauche ein Umdenken – hin zu kompakteren, gemeinschaftlicheren Wohnmodellen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch tragfähig sind. Ingo Traub unterstrich abschließend: „Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, damit bezahlbares und gutes Bauen langfristig möglich bleibt.“
Cindy Holmberg zog ein positives Fazit des Tages: „Die Gespräche hier vor Ort zeigen, wie groß das Potenzial für zukunftsfähiges Wohnen ist – wenn Politik, Zivilgesellschaft und Planung an einem Strang ziehen. Wir Grüne setzen uns auf Landesebene konsequent dafür ein, dass Wohnen bezahlbar, ökologisch und sozial gerecht gestaltet wird.“